[4] Rudolf Woelky
Rudolf ist der Sohn von [8] Eduard
Woelky und [9] Anna Woyk.
Um die Jahrhundertwende
siedelten seine Eltern nach Berlin über. Er verdankte seinen Eltern eine
gute christliche Erziehung. Obwohl sein Vater Arbeiter war und dessen Lohn
nur knapp für den Unterhalt der großen Familie reichte, hatte er seine Eltern
nur als zufriedene, ruhige, besonnene, hoffnungsfrohe und arbeitsfreudige
Menschen in Erinnerung. Bei seinem Vater zeigten sich diese Charaktereigenschaften
besonders in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg, aus dem er 1919 arbeitsunfähig
und krank zurückkehrte. Im Februar 1926 starb der Vater.
Die erdrückende finanzielle Lage im Elternhaus ließ es nicht zu, dass er eine höhere Schule besuchte. So kam er nach einem erfolgreichen Besuch der 189. Gemeinde-Schule in Berlin-Moabit als Vierzehnjähriger zu einem Textil-Großkaufmann in die Lehre.
Die Jahre 1922-1925 waren not- und entbehrungsreich. Seine Eltern waren auf sein kleines Lehrlingsgehalt angewiesen. Trotzdem erlaubten sie ihm den Besuch der Abendkurse der Berliner Handelskammer und der Textilfachschule.
Der Tod seines Vaters stellte eine neue große Forderung an ihn. Er musste eine bessere bezahlte Stellung finden und erhielt sie im Bavaria-Tuchversandhaus. Seine Freizeit gehörte seiner weiteren Fortbildung. - Dann kam die große Wirtschaftskrise 1929/30 und brachte seinem Arbeitgeber den Konkurs und Rudolf die Arbeitslosigkeit. Aber er durfte und wollte nicht arbeitslos sein. In dieser sonderbaren Zeit der Wirtschaftskrisen und Offenbarungseide entstand eine Industrie zur großen Blüte: Der Tonfilm. Die Universum Film AG (UFA) stellte ihn für ihren Theaterbetrieb an. Rudolf wollte Theaterleiter werden. Es war ein langer Weg. Oft genug sagte er sich, dass ihm zur Erreichung dieser Stellung der nötige geldliche Hinterhalt fehlt. Doch sein Ehrgeiz stachelte ihn immer wieder auf, weiter auszuharren. Erst nach seiner Heirat mit [5] Brigitta Reisch im Oktober 1936 sah er die Zwecklosigkeit eines weiteren Verharrens auf diesem Wege für ihn ein und ging als Buchhalter und Disponent zur Rhenania Ossag (Shell), Mineralölwerke AG. Trotzdem bereute er die acht Jahre Tätigkeit bei der Ufa nicht, denn sie gaben ihm einen Einblick in eine reiche bunte Welt und ließen ihn mit vielen Menschen zusammenkommen, Menschen kennen und sehen lernen.
Bevor er in der Shell-Zentrale beschäftigt wurde, erhielt er Einblick in den Betrieb des Shell Großtanklagers in Berlin-Rummelsburg. Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Mineralölfirmen in den großen Treibstoff-Versorgungsapparat des Zentralbüros für Mineralöl vereinigt. Rudolf erlebte diese gewaltige Organisation bis zu seiner Einberufung zum Wehrdienst am 12.08.1941.
Bei der Wehrmacht wurde er zuerst als Ausbilder, später als Bekleidungsverwalter und Rechnungsführer verwandt. Die zunehmenden Luftangriffe auf die Heimat veranlassten ihn im Jahre 1943, seinen Haushalt in Berlin aufzulösen und seine Frau, seine vier Kinder und seine Wohnungseinrichtung nach Groß-Mandelkow, einem Dorf in der Neumark, zu evakuieren. Nach Kriegsschluss wurde dieses Gebiet den Polen gegeben, und seine Familie musste unter Zurücklassung ihres Eigentums im Juli 1945 den Weg nach Berlin zu Fuß antreten. So stand er bei seiner Entlassung aus der französischen Gefangenschaft Weihnachten 1947 vor dem Nichts.
Einen Monat nach seiner Rückkehr in die zerstörte Heimat und zu seiner mittellosen Familie schrieb er an das Bezirksschulamt Berlin-Tiergarten in seiner Bewerbung als Schulhelfer: "Die starken seelischen Erlebnisse und Eindrücke, die ich während des Krieges und in der Gefangenschaft hatte, weckten in mir das Verlangen und den Vorsatz, meinem Leben Inhalt und Ziel zu geben, für das es sich lohnt, zu leben. Ich will meinen Kindern und darüber hinaus der Jugend des Volkes Helfer und Führer sein auf dem Weg durch das Leid unserer Tage zu einer freien, arbeitsstarken und frohen Gemeinschaft in einem gesunden demokratischen Staat. Dieser großen Aufgabe Wirklichkeit und Impuls zu geben, vermag meiner Erkenntnis an vordringlicher Stelle der Volksschullehrer."
1910
1922
1938
1948
1974
1985
Im Dezember 1952 wurde Rudolf als Beamter unter Eid genommen und war Lehrer an der 2. Oberschule Praktischen Zweiges (OPZ) in Berlin-Moabit, Turmstr. 86. Mit seiner Frau und seinen nun fünf Kindern wohnte er im Eckhaus Birkenstr. 24/Bredowstr. 25 im gleichen Bezirk. Oktober 1959 zog die Familie in die Claudiusstr. 12 am südlichen Spreeufer nahe dem in 1957 zur "Interbau" entstandenen Hansaviertel am Rande des Tiergartens.
Zum Zeitpunkt der Pensionierung (April 1972) waren alle Kinder aus dem Haus und Rudolf war mit seiner Frau in eine Wohnung in Berlin-Kladow gezogen. In der Nähe wohnte seine älteste Tochter Regina mit ihrer Familie. In seiner nun gewonnenen Freizeit setzt er den Grundstein für eine umfassende Ahnenforschung. Weihnachten 1976 kann er seinen Kindern und seinen Geschwistern ein umfangreiches Werk seiner Forschungsergebnisse übergeben.