[8] Valentin Woelky
das Ehepaar Veronika und Valentin Woelky
ca. 1900
Valentin ist der jüngste Sohn von [16] Philipp
Woelki und [17] Charlotte Kuhn.
Valentins
Vater war Tischlermeister und Eigenkätner, die Mutter
Charlotte Hebamme.
Ein Eigenkätner war ein Kleinbauer und Besitzer einer
eigenen Kate. Der Eigenkätner konnte über seinen Besitz selbst verfügen.
Die Eltern und Großeltern von Philipp Woelki waren auch Bauern und hatte
wahrscheinlich größeren Landbesitz - und auch viele Kinder. Ob sie aber
das "Kulmer Recht" besaßen und somit Freibauern waren ist leider nicht bekannt.
Wenn der älteste Sohn heiratete und der Vater ihm die Leitung des Hofes
übertrug, blieben die jüngeren oft bis zur eigenen Eheschließung auf dem
Hof. Die Väter ließen die jüngeren Söhne ein Handwerk erlernen. Gründeten
die Jungen dann einen eigenen Hausstand, so sorgte der Vater für Haus und
Werkstatt und gab noch etwas Land für den Eigenbedarf dazu.
Vater Philipp
gab Valentin einem Schuhmachermeister in die Lehre.
Als Valentin am 26.04.1870 in Wernegitten Kr. Heilsberg [9] Veronika Poschmann heiratete war der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 noch nicht ausgebrochen. Valentin brauchte nicht damit rechnen, zum Soldatendienst einberufen zu werden. Er hatte nicht die erforderliche Körpergröße. Andere machten sich aber große Sorgen und viele junge Menschen wanderten nach Amerika aus. Nach dem Kriege kam es in den deutschen Städten zu der großen Aufbau- und Gründerzeit. Die Unternehmer riefen nach den Menschen der neuen Klasse, dem Arbeiter. Berlin wurde der große Magnet, der besonders die jungen Menschen vom Lande anzog.
Der Start in die Ehe stand für Valentin und Veronika unter keinem guten
Stern. Als Wohnsitz und für den Aufbau einer Existenz wurde Frauendorf gewählt,
Haus und Werkstatt wurden eingerichtet, Gemüse- und Obstgarten wurden angelegt.
Valentin war in allem großzügig, das Resultat: Pfändungsbefehl. Sie zogen
zu seinen Eltern nach Roggenhausen. Recht und schlecht versuchte Valentin
seine junge Familie zu ernähren. Hätte er nicht die Eltern und seine tüchtige
Frau zur Seite gehabt, dann hätte er manchmal auf dem letzten Loch gepfiffen
und nicht, wie sonst, ein heiteres Lied angestimmt.
Als Valentin zum siebenten
Mal Vater wurde, als er seine 84jährige Mutter einige Wochen danach in Roggenhausen
zur ewigen Ruhe gebettet hatte und seinen 85jährigen Vater zu seiner Schwester
Rosa nach Kolm brachte, da kamen dem sangeslustigen Valentin die Liedchen
nur noch selten über die Lippen. Ein knappes Dreivierteljahr später beerdigte
er auch seinen Vater.
Valentins Nichte Maria schrieb aus Berlin Aufmunterndes und Vielversprechendes: Berlin habe für alle Männer Arbeit. Valentin fuhr Ende 1885 - vorerst allein - nach Berlin auf Arbeitssuche. Man kann davon ausgehen, dass die Nichte Maria Woyk den Onkel vorübergehend in der Waldstr. in Moabit aufnahm. Moabit war 1801 noch ein kleiner Vorort mit ca. 200 Einwohnern. 1871 war Moabit schon 10 Jahre in Berlin eingemeindet und hatte 15000 Einwohner. Und eine Menschengeneration danach hatte sich die Einwohnerzahl verzehnfacht. Valentin fand schnell Arbeit und war beim Bau des Reichstagsgebäudes, des Packhofs mit dem Zollamt, der Kroll-Oper, bei der Urania mit der Sternwarte in der Invalidenstraße und beim Bau anderer öffentlicher Gebäude in Berlin-Tiergarten dabei. Er lebte genügsam und zufrieden und schickte das ersparte Geld nach Roggenhausen.
Vor dem Eintreffen seiner Familie 1889 in Berlin gab es für
Valentin viel zu tun. Eine Wohnung für neun Personen war nicht so leicht
zu finden. Das Ergebnis: eine Kellerwohnung in der Lübecker Straße. Veronika
war damit gar nicht glücklich und in der nächsten Zeit wurde viel umgezogen.
Seine Frau Veronika versuchte über die Näherei die Familie zu ernähren,
Maschine um Maschine wurden angeschafft, die Kinder, Schwiegersöhne und
-töchter miteingespannt. Valentin wurde Hausmann.
Als die Kinder aus dem
Haus waren zogen Valentin und Veronika in die Bremer Str. 47.
Valentin fing
an zu kränkeln. Vor der Goldenen Hochzeit nahm die Tochter Johanna (verh. Bokowski)
ihre Eltern in die große Wohnung in der Emdener Str. 17.
Bis auf das erste und das letzte Kind sind alle Kinder in Roggenhausen geboren.
- RICHARD * 04.12.1871 Frauendorf, heiratet ROSA BLOCK
- MARIA * 22.11.1873, heiratet VALENTIN KRAUSE
- ALBERT * 22.08.1875, heiratet MARIANNA JEDRZEJCZAK
- MARTHA * 21.03.1877 † 1877
- ROBERT * 22.12.1878, heiratet MARTHA KRÄMER
- [8] EDUARD
- JOHANNA * 04.04.1882 , heiratet AUGUST BOKOWSKI
- OTTILIE * 07.11.1884, heiratet ANTON HINZ und in 2. Ehe AMBROSIUS SCHNASE
- MARTHA II * 08.07.1886, heiratet ADALBERT CZAPLINSKI
- CARL * 21.08.1887 † als Kleinkind
- RUDOLF * † 29.04.1889
- THEODOR * 12.03.1892 in Berlin, heiratet AGNES KRÄMER und in 2. Ehe ERNA KUHN